Die Corona-Pandemie stellt unsere Gesellschaft vor groĂe Herausforderungen. Social distancing verursacht bei vielen Menschen Stress, Enge, ExistenzĂ€ngste oder Einsamkeit. FĂŒr viele Frauen geht diese Situation mit einem erhöhten Risiko an Gewalt einher, denn in Krisen nimmt auch Gewalt oft zu. Mit der BeschrĂ€nkung auf den hĂ€uslichen Raum verschĂ€rft die GefĂ€hrdungslage fĂŒr von Gewalt betroffene Frauen Familienmitglieder mĂŒssen zuhause bleiben, Kinderbetreuung kann öffentlich nicht mehr gewĂ€hrleistet werden. Existenzielle Sorgen kommen zu diesem Stress oft dazu. Die potentielle Gefahr der GewaltausĂŒbung steigt. Durch die Abnahme der sozialen Kontakte sinkt zudem die öffentliche Kontrolle fĂŒr FĂ€lle hĂ€uslicher Gewalt. In Peking zum Beispiel stieg wĂ€hrend der AusgangsbeschrĂ€nkungen in der Krisenzeit die hĂ€usliche Gewalt um das Dreifache an. Kinder, Jugendliche und z.T. auch MĂ€nner sind von der Gewalt betroffen. Frauen sind im Falle von hĂ€uslicher Gewalt in Form von physischer und psychischer Gewalt aber oft auch von sexualisierter Gewalt bedroht.In dieser Krise gehen auch an den Frauenberatungsstellen und Notrufen und den FrauenhĂ€usern die MaĂnahmen nicht spurlos vorbei â waren sie bereits vor der Krise oft ĂŒberlastet, stehen sie jetzt vor einer zum Teil dramatischen Situation. Die FrauenhĂ€user mĂŒssen jetzt noch mehr Frauen abweisen als bereits bisher, um die Hygiene- und Schutzauflagen gegen das Corona-Virus zu erfĂŒllen. Manche stehen unter QuarantĂ€ne oder schlieĂen wegen Infektionsgefahr gĂ€nzlich. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen, oft Ă€ltere Frauen, die selbst zur Risikogruppe gehören, können nicht mehr beschĂ€ftigt werden.RealitĂ€t ist auch, dass es Frauen im eigenen Zuhause oft nicht möglich ist, Beratungen von dort aus in Anspruch zu nehmen. Die Frauenberatungsstellen rechnen auch deshalb mit einer groĂen Welle Hilfesuchender nach dem Höhepunkt der Krise, fĂŒr die sie noch nicht gewappnet sind. Hier ist schnelle, unbĂŒrokratische finanzielle Hilfezusage jetzt entscheidend.Es muss dringend ĂŒber MaĂnahmen einer breiten Information und ĂŒber Appelle zum Gewaltschutz nachgedacht werden. In Bund und LĂ€ndern muss Gewaltschutz selbstverstĂ€ndlicher Teil der Pandemie-PlĂ€ne sein. In der Krise muss eine Koordination initiativ von LĂ€ndern und Kommunen kommen und die Mitarbeiterinnen in FrauenhĂ€usern entlasten. Es muss uns in einem gemeinsamen Kraftakt von Bund, LĂ€ndern und Kommunen gelingen, Gewaltschutz auch wĂ€hrend der Pandemie aufrecht zu erhalten.